6. Tag, 19.06.2023, Konya

Der sechste Tag unsere Exkursion hält für unsere wackere Gruppe ein paar unangenehme Vorgänge bereit: nicht nur, dass wir unser wunderbares Thermalhotel mit großem Wellnessbereich verlassen müssen, muss das auch noch eine unmenschliche halbe Stunde früher passieren als sonst und führt uns auf eine 400 km weite Fahrt nach Konya. So machen wir uns auf den Weg und betrachten ein letztes Mal die weißen Berge von Pamukkale.



                                                                                    

Während uns  der Reiseführer  die Bedeutung der Textilindustrie und Landwirtschaft für diese fruchtbaren und erfinderischen Gegend erklärt, betrachten wir eine wunderbare grüne Landschaft im Lycus-Tal begrenzt vom Taurusgebirge, das zur selben Gebirgsfamilie wie die Alpen gehört.

Nach der Überwindung einiger kleiner Gebirgszüge setzt sich die Reise durch die endlos erscheinende Ebene von Dinar fort.

Eine erste kleine Pause gibt es dann schon in Dinar selbst um sich laut dem Rat des Reiseführer einen Drink zu gönnen. Hier haben wir auch das Ende der mit Bergen begrenzten Ebene erreicht. Die Berge sind mit schon fast bedrohlichen Windmühlen bekrönt - Gemeint sind natürlich Windräder. Nach 15 Minuten geht es dann auch wieder weiter.

  

Nach dem Ort geht es weiter Richtung Osten durch ein breites Tal  

Dieses endet mit dem Abstieg in die Ebene von Keciborlu, an deren Ende und ein steiler Aufstieg, der das Tempo des Busses merklich verlangsamt weiter über Berg und Tal Richtung Konya. Dabei lassen wir den Gelincip Tepe rechts neben uns, ebenso kurz danach den wunderbaren natürlichen See Egirdir Golu, der von zahlreichen Vögeln bevölkert ist.

Kurz vor dem Mittag erreicht die Gruppe dann eine gute Nachricht: wir kommen an Antiochia in Pisidien vorbei und bekommen dort etwas freie Zeit.


                                                                           

 Die Stadt wird in der Apostelgeschichte erwähnt und wurde von Paulus und Barnabas während der ersten Missionsreise besucht. Hier, im Theater,


hielt Paulus seine erste große Rede vor den Heiden, die so beeindruckt waren, dass sie Paulus und Barnabas für Götter gehalten haben und ihnen opfern wollten, was sie nur schwer verhindern konnten. Auch auf dem Rückweg haben die beiden kurz die junge Gemeinde in Antiochia besucht.

 In Yalvac, dem modernen Nachfolger von Antiochia, konnten wir eine Mittagspause in einem Kebaphaus machen, in dem unser Reiseleiter ein gutes Essen für uns organisiert hat.



 Wohl gestärkt und satt geht es unterhalb  des kleinen Gebirgszugs Sultan Daglari, den wir südlich umfahren, weiter. Auf dem Weg werden wir regelmäßig von unserem Reiseführer über fast übersehene Sehenswürdigkeiten am Wegesrand wie Solarparks und Berufsschulen informiert. Tatsächlich bezieht die Türkei den größten Teil ihrer Energie aus erneuerbaren Quellen, vorrangig der Wasserkraft.

 Kurz vor der Ankunft in Konya um etwa 16 Uhr und kurz nach einer Polizeikontrolle gibt ein Mitglied der Reisegruppe eine spannende und umfassende Einführung in die Geschichte der Stadt Konya, die laut einzelnen Berichten die erste Stadtgründung der Söhne Noahs nach der Sintflut gewesen sein soll. Besonders eingegangen wird auf die Besuche der Apostel in Konya und die Bautätigkeit der Seldschuken in ihrer Hauptstadt. Die Stadt hat heute etwa zwei Millionen Einwohner und ist in den letzen Jahrzehnten extrem gewachsen. Sie ist inzwischen ein wichtiger Industriestandort und schon lange ein wichtiges Zentrum für die landwirtschaftliche Produktion. Konya ist die flächenmäßig größte Stadt der Türkei, sie ist konservativ geprägt und beherbergt zwei wichtige, große Tekken, das sind Versammlungsorte eines islamischen Ordens, die unter Atatürk aber verboten wurden. Die Tekken sind heute Museen, werden aber weiterhin als muslimische Wallfahrtsorte genutzt.

 In Konya angekommen wurde zuerst der ganzen Gruppe klar, wie mild und angenehm der türkische Spätsommer ist, verglichen mit einem ungekühlten Bus, da die Klimaanlage  ausgefallen war. 

 Ein paar Meter Weges führten uns also dann zum Mavlani Museum, das ist  ein großer Tekke * mit den Grabmälern zahlreicher Sufis** der letzten Jahrhunderte nebst den Wohnungen für die nachfolgenden Mitglieder des Ordens, die Derwische. Der Zugang des Sufismus zum Islam ist die Meditation in verschiedenen Formen, besonders auch den Tanz. Das Hauptthema des Sufismus ist dabei die Liebe zwischen allen Dingen, die auch über Völker und Religionen hinweg die Menschen verbinden soll, daher sind auch alle Menschen in den Tekke eingeladen. Auch wenn die kleinen Häuschen mit einzelnen Kaminen an eine Kartause erinnern, waren die Derwische meist verheiratet, Frauen und Kinder lebten jedoch nicht im Tekke, eine Moschee als Raum des gemeinsamen Gebetes gibt es auch nicht.

                                           



                                                                                                                                                                                                                                                         


                                                                      
                                                                                     


                

                                                                                                  
*Eine Tekke ist ein Zentrum einer Sufi-Bruderschaft (Derwisch-Orden) und bedeutet „Rückzugsort“, „Schutz“ oder „Asyl“. Seltener ist von einem Konvent die Rede, denn man kann eine Tekke nicht mit der christlichen         Vorstellung eines Klosters vergleichen. Es finden dort hauptsächlich  Dhikr-Zeremonien                                         (meditative Übung zur vergegenwärtigung Gottes)  statt, wobei Derwische Gott mit seinen                                      schönsten Namen anrufen. Der Ort kann aber auch zum Studium oder zu anderen Arbeiten dienen.                                                

**Sufismus ist eine Sammelbezeichnung für Strömungen im Islam, die asketische Tendenzen und                  eine spirituelle Orientierung aufweisen, die oft mit dem Wort Mystik bezeichnet wird. Einen Anhänger bzw. Praktiker des Sufismus nennt man Sufi                                                                                                            

 Die osmanische Moschee neben dem Tekke ist wesentlich jünger als dieser selbst und hat mit dem Komplex nichts zu tun, obwohl sie eine schöne Ergänzung dazu bildet. 


Es folgt ein kurzer Spaziergang durch das moderne Konya.                                                                            
Das  nächste Ziel ist die Aladdin Canii Moschee auf dem künstlichen Hügel, an dessen Ort die ursprüngliche Ansiedlung Konyas liegt. Die Moschee wurde nach dem  seldschukischen Erbauer der Stadt benannt und 1155 errichtet. 







Die hölzerne Kanzel stammt noch aus dieser Zeit und gilt als eine der ältesten ihrer Art.

                                                                                                                                                                




 Der Bau wurde oft erweitert und umgebaut, sodass er ein wenig einheitliches Bild abgebt. Es finden sich darin auch zahlreiche Elemente anderer Epochen. Ein Grund für diese Baustruktur sind die Sultangräber an der Moschee.

Den Abschluss des Tages bildet die Besichtigung einer Metrese, einer mittelalterliche islamische Universität, die heute ein Museum beherbergt. In ihr befinden sich vor allem ein prachtvoller Hauptsaal und das Grab eines Sufi.

                 

 

Um 18:30 Uhr endet ein spannender, langer Tag in unserem Stadthotel in Konya. Nachtmahl zum ersten Mal ohne Buffet, sondern mit Menü. Man merkt, dass den Leuten in Konya unser Wohl ganz besonders am Herzen liegt, denn es gibt im Hotel keinen Alkohol und nach Geschlechtern getrennte Schwimmbäder. Der Reiseleiter versichert uns aber, dass das nicht wieder vorkommen wird. (Das mit dem Alkohol).

 Schönen Abend und liebe Grüße aus Konya

Euer Bloggerteam

Kommentare

  1. Handelt es sich bei der Exkursion um eine Pflichtlehrveranstaltung? Warum würde man sonst solche Einschränkungen wie den gelegentlichen Alkoholverzicht, der in einem muslimisch geprägten Land schon sehr überrascht, in Kauf nehmen?
    Es dürfte wohl aber auch schöne Momente geben, wenn man den Fotos Glauben schenkt.

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