9. Tag, 22.09.2023: Kapadokien
Gestern saßen wir wenig im Bus, alle Sehenswürdigkeiten waren
in unserer unmittelbaren Nähe. Am Abend haben wir unser „Gala-Dinner in
Kapadokien“ in gemütlicher Atmosphäre auf einem Berggipfel genossen. Von dem
Terrassenrestaurant aus konnten wir in die Weite der kapadokischen Landschaft
blicken. Hier wartet nun noch vieles auf uns. Heute haben wir wieder gut
ausschlafen können. Der Bus fährt erst um 9 Uhr ab.
Unser erster Halt ist in Mustafapaşa, dem alten Sinasos.
Das Städtchen ist ein seltenes Überbleibsel der Präsenz der Griechen hierzulande, dem 1923 der traurige Völkeraustausch zwischen Griechenland und dem Atatürk-Staat ein Ende setzte.
Im Stadtzentrum besichtigen wir die Eleni-Kirche, eine dreischiffige Basilika vom Anfang des 18. Jh.
Bemerkenswert ist der Portikus mit den gedrungenen Säulen. Sie sind sogar bemalt, und erinnern an die minoische Architektur. Die grob ausgeführten Kapitelle sind aber ionisch. Die charakteristischen Volutenschnecken der Ionica sind hier überall präsent, wurden auch Bestandteil der osmanischen Architektur – nicht nur durch Spolien (wiederverwendetes Baumaterial), sondern auch in neuer Ausführung, mit dem byzantinischen und islamischen Formenschatz kombiniert. Sie findet sich häufig auch bei heute entstandenen Wohnhäusern und anderen Profanbauwerken, wobei sie merkwürdigerweise gar nicht kitschig wirkt, wie es bei den geschmacklosen Villen der Neureichen der Fall ist. Vor der Eleni-Kirche stehend, die trotz ihrer Simplizität ein Zeugnis von konsequenter Stilentwicklung ablegt, denke man an die Asynchronität der Kunstepochen: In ihrer Bauzeit (1723) tobte sich in Europa (und Südamerika) gerade der Spätbarock aus, und das Rokoko war schon in Sicht. Ein Bau wie die Eleni-Kirche wäre damals bei uns schlicht unvorstellbar gewesen, als Baudenkmal wäre er als primitiv abgestuft. Etwa hundert Jahre später aber kam der europäische Klassizismus, der gerade solchen Bauformen höchsten Rang beimaß.
Anschließend, nach einer einstündigen Busfahrt,
Die kappadokischen Höhlensiedlungen haben eine typische
Struktur: Im Zentrum sind die Kirchen, fast immer mit Klösteranlagen verbunden,
dann die üblichen Wirtschaftsräume zur Lagerung von Lebensmitteln, in den Böden
ausgehölte Gefäße mit Abflusskanälen zur Weinproduktion, und Ställe für die
Nutztiere. Oberhalb dieser Komplexe, in der Felswand versteckt waren die
Wohneinheiten der Laienbevölkerung, welche miteinander und mit den kirchlichen
Anlagen durch unterirdische, mit Mühlsteinen verschließbaren Gängen verbunden
waren.
Man sieht überall Felsenstücke, die kleine Nischen in
rasterförmiger Anordnung aufweisen. Waren sie Fächer für Votivgaben? Oder Grabstätte
von Kindern? Sie schauen ja wie Kolumbarien aus… Die Ähnlichkeit ist nur
formal: Was wir sehen, sind die Hinterwände von in den Felsen gehauenen
Taubenhäusern. Sie sind im Originalzustand geschlossene Räume, mit kleinen
Öffnungen, durch welche die Tauben rein- und rausfliegen, die vorderen Wände brechen
aber mit der Zeit wegen der Erosion ab. Tauben waren geschätztes Lebensmittel,
und gleichzeitig Produzenten vom hochwertigen Dünger, der bis heute gesammelt
und eingesetzt wird.
In den ersten Tagen bekamen wir Gelegenheit fürs Mittagessen oft ziemlich spät, was für Ärger sorgte. Die Lage hat sich in letzter Zeit wesentlich verbessert: Heute sitzen wir wie es gehört um halb eins am Tisch, und sogar ohne Übertreiben im Paradiesgarten: Eine Oase in der kargen Felsenlandschaft bietet unübertreffliche Kulisse zu unserer Mahlzeit. Unter Apfelbäumen sind Tische aufgestellt, und das flinke und freundliche Personal serviert uns die Gänge. Butter, Käse und Tomatenchutney – selbstverständlich alles hausgemacht –, mit Kartoffeln gefüllte Gözleme (dünnes Burek), frischer grüner Salat mit Tomaten und Dill, gelbe Linsensuppe, und die Hauptattraktion: Köfte mit Paprika und Paradeiser garniert, in dem feuerheissen Bratschüssel serviert, direkt aus dem Holzofen. Nach dem türkischen Mokka wird das Urteil ausgesprochen: Besser könnte es nicht sein.
Das klimatisierte Bus bietet idealen Rückzugsort fürs Nachmittagsschläfchen, und bringt uns währenddessen zurück zum Zentrum von Kappadokien, wo wir Ortahisar besuchen. Die Burg von Ortahisar diente sowohl militärischen als auch zivilen Zwecken.
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Gute Besserung dem unfreiwilligen Märtyrer, der sich für das leibliche Wohl der Gruppe aufopferte!
AntwortenLöschenGott sei Dank verfügt das Opfer über üppiges Haupthaar und Verhandlungsgeschick was die Schadensersatzforderungen betraf. 😅
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